Nach 4-jähriger Projektlaufzeit wurde das LIFE-Projekt „Inneralpines Flussraummanagement Obere Mur“ im Juli 2007 beendet.
Während dieser Zeit wurden mehr als 90 Flusskilometer fischpassierbar gemacht. Sieben Altarme und Nebengewässer revitalisiert bzw. neu geschaffen. Der „passiver Hochwasserschutz“ - eines der Ziele der Schutzwasserwirtschaft - konnte durch Ankauf und Reaktivierung von ca. 17ha als Hochwasser-Überflutungsgebiet realisiert werden.
Seit Ende Oktober 2004 ist sie in Betrieb, die Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Murau. Die Fischwanderhilfe ist eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen, die im Rahmen des LIFE-Natur Projektes realisiert wurde.
Auf einer Gesamtlänge von 230m sind 24 natürliche Tümpelpässe und 20 technische Schlitzpässe angelegt worden. Jetzt ist die ursprüngliche Fallhöhe von rund neun Metern für die Fische überwindbar. Für die nähere Betrachtung des Innenlebens wurde ein Becken der Fischwanderhilfe mit einer Panzerverglasung ausgestattet. Somit können interessierte Besucher den Fischen bei der Wanderung zusehen.
Bedingt durch die schwierigen räumlichen Verhältnisse, ist die Errichtung der Fischwanderhilfe, mit einem Investitionsvolumen von rd. 300.000,-- Euro eine der kostenintensivsten des gesamten Projektes. Besonders hervorzuheben ist der innovative Charakter des Projektes, den die Fischwanderhilfe durch die Kombination eines Umgehungsbaches mit einer technischen Fischaufstiegshilfe erlangt.
Diese Maßnahme wurde im Frühjahr 2007 rd. 3,5 km flussabwärts von Murau in der Gemeinde Steirisch Laßnitz (Gestüthof Mauthofbauer) umgesetzt. Das linke Murufer wurde auf einer Breite von bis zu 60m und einer Länge von rd. 800m um ca. 0,8m abgesenkt. Dies dient dem passiven Hochwasserschutz und der Verbesserung des ökologischen Zustandes. Dabei wurde auf ein unregelmäßiges Relief mit grob vorgeformten Rinnen geachtet. Somit entstand eine ca. 2,6 ha große Schotterfläche, die häufig überflutet wird. Diese Fläche bietet sehr gute Voraussetzungen für die Entwicklung eines natürlichen Auwaldes. Das Entstehen von flusstypspezifischen Nebenarmen und Schotterinseln wurde durch eine unregelmäßige Geländemodellierung (Grobmodellierung von Rinnen) und das partielle Entfernen der Ufersicherung ermöglicht. Weiters erfolgte die Anlage eines unterstromig angebundenen Nebenarmes als wertvoller Winterruhe- und Rückzugsraum für die Fischfauna sowie die Anlage von drei Autümpeln zur Förderung der Amphibien.
In der Gemeinde Teufenbach unmittelbar flussabwärts der Eschlingbauerkehre wurde ein verlandeter, ca. 280m langer, rechter Seitenarm wieder an die Mur angebunden. Damit entstand eine natürliche Struktur der Mur neu, die durch die Eintiefung verloren ging. Ein linksufriges Leitwerk soll die Verlandung des Seitenarmes in Zukunft verhindern.
In der Gemeinde St. Lorenzen bei Scheifling, rund einen Kilometer flussabwärts der Eschlingbauerkehre wurde im Winter 2007 ein rechtsufriger, von der Mur abgetrennter und verfüllter Altarm wieder reaktiviert. Durch den Verzicht auf Ufer- und Böschungssicherungen kann die Mur natürliche Gewässer- und Uferstrukturen ausbilden.
In der Gemeinde Unzmarkt-Frauenburg ist im sog. Hirschfeld am rechten Ufer der Mur ein größerer Auwald erhalten. Hier wurde im Sommer 2005 ein ständig dotierten Seitenarm der Mur durch Anbindung, teilweiser Neugestaltung und Absenkung des vorhandenen Altarmrests geschaffen. Weiters wird durch die teilweise Entfernung der Ufersicherung die dynamische Entwicklung von typischen Strukturen der Mur gefördert. Durch diese Maßnahme soll der Bestand des Auwaldes gesichert und die Entwicklung neuer Auwaldflächen gefördert werden. Zudem werden Lebens- und Rückzugsräume für die Fischfauna geschaffen.
In der St. Peterer Au (Gem. St. Peter/Judenburg und Pöls) wurde im Jahr 2004 zunächst ein Nebenarm errichtet. Durch das Hochwasser im September 2005 entstand unmittelbar flussabwärts des Einlaufbauwerkes für den Nebenarm ein ca. 30m langer und 60m tiefer Ufereinriss. Im Rahmen des Projektes „Murerleben“ wurde daraufhin ein Großteil des Innenbogens zwischen dem neu angelegten Nebenarm und der Mur in das öffentliche Wassergut übernommen. Dadurch konnten die durch das Hochwasser entstandenen, natürlichen Strukturen erhalten werden, anstatt den Zustand vor dem Hochwasser wiederherzustellen. Am gegenüberliegenden Ufer wurde auf 500m die Ufersicherung teilweise entfernt. Damit können auch auf dem linken Ufer natürliche Gewässer- und Uferstrukturen entstehen. Zwei reaktivierte Nebenarme, 600m und 200m lang, bieten v.a. Jung- und Stillgewässerfischen wertvollen Lebensraum. Auf 5 ha kann sich natürlicher Auwald entwickeln. Zwei Autümpel bieten Amphibien neuen Lebensraum.
Eröffnung der Muraufweitung Weyern-Au (Mai 2006):
"Jetzt sieht alles noch nach einer riesigen Großbaustelle aus, aber schon bald wird hier eine wunderschöne Flusslandschaft entstehen", so DI Rudolf Hornich, von der Fachabteilung für Schutzwasserwirtschaft und Bodenwasserhaushalt des Landes Steiermark. Er betonte in seinen Ausführungen vor allem die hohe Fachkompetenz der Baubezirksleitung Judenburg, die als regionaler Partner vor Ort von Beginn an mit den Umsetzungen betraut ist. Lobend zu erwähnen sei auch die gute Kooperation mit den Fischereiberechtigten, so Hornich weiters.
Ein besonderes Geschick wurde von Landesrat Johann Seitinger verlangt, der mit einem Bagger den Altarm eröffnete. Ein erstmaliges Unterfangen, dass er gekonnt meisterte. In seinen Ausführungen betonte er die natürliche Hochwasser-Schutzfunktion, die durch die Reaktivierung von zusätzlichem Überflutungsraum wieder gegeben ist. Gleichzeitig appellierte er an die Bürgermeister, die im Bereich der Raumordnung bei der Umwidmung in Bauland und Gewerbegebiete sensibel darauf achten sollten, dass auch Gewässer den Raum erhalten den sie brauchen. Abschließend meinte der zuständige Landesrat des Lebensressorts, dass die Steiermark nicht nur ein Land der Wirtschaft, der Arbeit und der Innovation, sondern vor allem ein lebenswertes Land bleiben sollte.
Überrascht über die fortgeschrittenen Maßnahmen des LIFE Projektes "Murerleben" war der zuständige EU Programm Manager, Dr. Federico Nogara, der im Rahmen einer vier-tägigen Bereisung bei der Eröffnung der Muraufweitung Weyern-Au dabei sein konnte. "Aufgrund der LIFE Projekte ist es möglich Flusslandschaften und Auwälder wieder den Stellenwert zu geben, der ihnen gebührt", so Nogara.
Schließlich kamen auch die Kleinsten unserer Gesellschaft - die Kinder - zu ihrem Einsatz: Sie setzten ihre selbst gebastelten "Murerleben" - Flöße in die Mur und hatten schon jetzt riesigen Spaß an dem neu geschaffenen Platz Natur.
Im feierlichen Rahmen erfolgte am 28. Juni 2007, im Weißen Saal der Grazer Burg die Verleihung des Umweltschutzpreises 2006. In der Kategorie Schulen erhielt das Gemeinschaftsschülerprojekt LIFE Obere Mur mit dem Projekttitel „Murerleben“ den ersten Preis.
Drei ausgewählte Schulen der Bezirke Judenburg, Knittelfeld und Murau haben an diesem Gemeinschaftsschülerprojekt teilgenommen. Das BG/BRG Judenburg zeichnete sich zusammen mit der Simultania Lichtenstein mit ihren entworfenen Muretiketten und den Meilensteinen aus, die entlang der 90 Flusskilometer gesetzt wurden. SchülerInnen der HBLA Murau kreierten für das LIFE-Projekt köstliche Murnockerln und die SchülerInnen der Roseggerhauptschule Knittelfeld ließen mit ihren „Monamur-Märchen“ aufhorchen.
Wir gratulieren herzlich
Das Projekt „Meilensteine“ ist das größte und umfangreichste Schülerprojekt an dem sich sämtliche Pflichtschulen (rd. 17 Pflichtschulen) der Bezirke Murau, Judenburg und Knittelfeld beteiligt haben. Gemeinsam mit den Judenburger Künstler, Helmuth Ploschnitznigg, haben die Schüler Holzpfeiler bemalt. Diese wurden entlang der 90 Flusskilometer gesetzt und stellen eine symbolische Wasserbrücke dar.
Die HBLA-Murau kreierte die unter der Leitung von Fr. Fachvorstand Marianne Duscher „Murnockerln“. Im Rahmen der Eröffnungsfeier der Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Murau im April 2005 wurden sie erstmals verkostet. Rund 300 Stück Murnockerl wurden von den Schülerinnen speziell für diesen Anlass gefertigt und fanden bei den Gästen großen Anklang. Die Rezepte wurden auf der Projekthomepage veröffentlicht.
Die Wände des technischen Teiles der FWH Murau wurden von Schülern der HS Murau bemalt.
Am 3. September 2005 wurde in der St. Peterer Au ein großes LIFE-Aufest veranstaltet. Dieses Familienfest bildete den Abschluss für die Schulprojekte. Weiters wurden die umgesetzten Baumaßnahmen in der St. Peter Au, im sog. Hirschfeld (Gem. Unzmarkt-Frauenburg) und Thalheim vorgestellt.
Fünf Gemeinden (Judenburg, St. Georgen ob Judenburg, Pöls, Unzmarkt-Frauenburg und St. Peter ob Judenburg) haben das LIFE-Aufest gemeinsam mit dem LIFE-Projekt „Murerleben“ organisiert. Sie möchten der Mur den Stellenwert einräumen, der ihr gebührt: Nämlich als intaktes Flussgebiet und als Naherholungsraum für alle.
Das LIFE-Abschlussfest fand am 2. Juli 2007 bei der Maßnahme Weyrach statt. Zu diesem Fest wurden alle SchülerInnen und die Kinder der Simultania Lichtenstein die Projekte zum Thema Mur durchgeführt hatten, sowie alle weiteren Personen, die am Gelingen des Projektes beteiligt waren, eingeladen. Entsprechend dem Motto „Erlebnistag Wasser“ konnten die Kinder einen spannenden Tag an der Mur verbringen. Aufregende Spielestationen - wie Raftingbootfahren mit dem Klub „Potschnoss“, Seilrutschen mit der Bergrettung Judenburg, Keschern und Beobachtungen mit dem Wassermikroskop, Lagerfeuer mit Germteig- und Würstelbraten u.v.a.m. - rund um das Thema „Wasser“ sorgten für Spass und beste Unterhaltung.
Eine besondere Freude war, dass Kinder aus Tschernobyl, Weißrussland, die auf Initiative des Vereines „Potschnoss“ seit Jahren Ferien in der Steiermark verbringen, am Fest teilnahmen.
Die Wasserwirtschaftsabteilung des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung lud am 15. und 16. Mai 2007 zum LIFE-Workshops "Mur-Enns-Lafnitz" ein. Die Teilnehmer aus Slowenien, Ungarn und Österreich konnten anhand der drei steirischen LIFE-Projekte Mur, Enns und Lafnitz wichtige Erfahrungswerte austauschen.
Die im Rahmen der Veranstaltung einberufene Pressekonferenz fand bei den Journalisten regen Anklang.
Als Bauer trennt man sich schwer von seinem Grund und Boden. Besonders von den ebenen, gut zu bewirtschaftenden Talwiesen. Die Anliegen des LIFE-Projektes und das Engagement der BBL-Mitarbeiter hat mich schließlich überzeugt für die Maßnahmen in der St. Peterer-Au rd. 4 ha Grund abzutreten. Jetzt habe ich mit den umgesetzten Maßnahmen eine große Freude. Ich habe auch festgestellt, dass jetzt mehr Besucher in die St. Peterer-Au kommen. Das ist für mich ein Zeichen, dass die Maßnahmen auch der Bevölkerung gefallen.
Franz Hernus
Ich habe im LIFE-Projekt die Interessen der Fischereiberechtigten Elisabeth von Pezold vertreten. Wir waren an den Maßnahmen in Weyrach und in der St. Peterer-Au beteiligt. Aus fischereilicher Sicht wurde durch das LIFE-Projekt ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung und Entwicklung des Fischbestandes in der Mur geleistet. Als Vizebürgermeister der Gemeinde Unzmarkt-Frauenburg sehe ich selbstverständlich auch die enorme Aufwertung des Murraumes als Naherholungsgebiet.
Karl Sackl
Der Paddelklub „potschnoss“ organisiert jährlich Erholungsaufenthalte für strahlengeschädigte weißrussische Kinder. Die Kinder, die im Jahr 2007 zu einem Erholungsaufenthalt bei uns waren, konnten am LIFE-Abschlussfest in der Weyrach teilnehmen. Sie haben dort einen lustigen und spannenden Tag in einem schönen Naturraum verbracht. Daher freut es mich besonders, dass ich auch als Projektant einen Beitrag zur Umsetzung einiger LIFE-Maßnahmen leisten konnte.
Helmut Mitterfellner
Für mich bot sich durch das LIFE-Projekt die Möglichkeit den Umgang der Schüler mit der Natur zu fördern. Durch die Schulprojekte wurde den Schülern die Bedeutung der LIFE-Maßnahmen für die Natur bewusst. Weil wir weitermachen müssen, wenn wir die Wunden der Vergangenheit in der Natur soweit wie möglich zu heilen wollen, ist das Naturerlebnis in intakten Naturräumen von großer Bedeutung. Daher ist mir wichtig das Naturerlebnis der Schüler nutzbar zu machen, und nicht nur für einen Tag Natur zu spielen.
Helmuth A. Ploschnitznigg
Als Naturschutzbeauftragter der Baubezirksleitung stellt für mich das LIFE-Projekt einen Meilenstein des Biotop- und Artenschutzes an der Mur dar. Wenn man dann auch noch hautnah miterleben kann, mit welcher Vielfalt sich die Natur in den Projektgebieten zurückmeldet, kann man nur rundweg begeistert sein. Das LIFE-Projekt hat aber nicht nur den Naturraum bereichert sondern ganz wesentlich auch die Wertschätzung für den Lebensraum Mur gesteigert. Der Erfolg dieser Maßnahmen sollte Ansporn für Folgeprojekte sein.
Franz Walcher
Da ich in der Baubezirksleitung Judenburg für die Durchführung der Baumaßnahmen verantwortlich war, habe ich sehr arbeitsintensive aber auch erfolgreiche Jahre hinter mir. Rückblickend bin ich stolz auf die umgesetzten Maßnahmen, die den Lebensraum Mur für Menschen, Tiere und Pflanzen wesentlich aufwerten. Vorrausschauend bin ich gespannt wie sich diese neuen Mur - Lebensräume in den kommenden Jahren entwickeln, wie die Mur sie gestalten wird.
Wolfgang Auinger